Matriarchatsforschung

150 Jahre sind vergangen seit Johann Jakob Bachofen, der Pionier der traditionellen Matriarchatsforschung sein Werk (Das Mutterrecht, 1861) veröffentlichte. Bachofen verstand unter Mutterrecht einen juristischen Begriff mit der Bedeutung, dass sich die Menschen von der Mutterlinie her bestimmen und auch ihre Erbregeln so festlegen. Später beschäftigten sich der Ethnologe Lewis Henry Morgan (Die Urgesellschaft, 1891) sowie zahlreiche weitere Forscher/innen mit der Frage der Existenz eines Matriarchats. Einige von ihnen sprachen aber nicht explizit aus, dass es sich bei ihrem Forschungsgegenstand um Matriarchate handelt. Vor 30 Jahren begründete Heide Göttner-Abendroth die moderne Matriarchatsforschung (Das Matriarchat, 1988 ff). und erarbeitete die theoretischen und methodischen Grundlagen für eine systematische Erforschung.


Moderne Matriarchatsforschung

Einen Lehrstuhl für Matriarchatsforschung gibt es noch nicht. Aber weltweit setzen sich Forscherinnen und Forscher im Rahmen ihrer Lehrangebote an Hochschulen mit dem Thema auseinander. Im deutschsprachigen Raum z.B. an den Universitäten Bielefeld und Innsbruck. Dem interdisziplinären Ansatz folgend werden Matriarchatsthemen auch in den Fachgebieten Ethnologie, Anthropologie, Archäologie, Soziologie etc. aufgegriffen. Die meisten Hochschulen bieten Frauenstudien, in die auch Matriarchatsfragen einfliessen. Aus der Praxis kommend haben indigene Bewegungen in Nord- und Südamerika sowie die Goddessbewegung in englischsprachigen Gebieten viel zur Erforschung matriarchaler Hintergründe beigetragen. Auch in Afrika und Asien wird Matriarchtsforschung betrieben, hier vor allem durch Vertreterinnen noch existierender matriarchaler Gesellschaften. Stellvertretend seien hier einige Exponentinnen genannt:

  • Heide Göttner-Abendroth, Matriarchatstheorie (D)
  • Claudia von Werlhof, Patriarchatskritik (A)
  • Veronika Bennholdt-Thomsen, Subsistenz (D/Mexiko)
  • Genevieve Vaughan, Ökonomie des Schenkens (USA/I)
  • Peggy Reeves Sanday, Anthropologin (USA/Indonesien)
  • Barbara Mann, Indigena (USA)
  • Ifi Amadiume, Indigena (Afrika)

Die internationale Vernetzung ist durch Kongresse, E-Groups, private und universitäre Forschungsinstitute, durch Studiengänge sowie zahlreiche Publikationen gewährleistet.



Linkliste zur Matriarchatsforschung


Matriarchale Gesellschaften


Büchertips

Von Maiköniginnen

Bettina Bremer: Von Maiköniginnen, Sirenen, drei Jungfrauen und anderen heiligen Frauen

Rüsselsheim: Christel Göttert Verlag 2022, 420 Seiten.

Die Autorin begibt sich auf die Spurensuche nach Zeichen des Göttlich-Weiblichen in Symbolen und Sagen. Auch in der Volksreligion und in bis heute lebendigen Bräuchen findet sie letzte Relikte früher spiritueller Vorstellungen. Dabei stößt sie auf verschiedene »Nachfolgerinnen« und Kulttiere der alten, einst verehrten Göttin, die für Geburt und Tod stand.

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Anfänge. Eine neue Geschichte der Menschheit

David Graeber und Davi Wengrow: Anfänge. Eine neue Geschichte der Menschheit
Stuttgart: Klett-Cotta, 2022, 667 Seiten.

David Graeber, der bedeutendste Anthropologe unserer Zeit, und David Wengrow, einer der führenden Archäologen, entfalten in ihrer großen Menschheitsgeschichte, wie sich die Anfänge unserer Zivilisation mit der Zukunft der Menschheit neu denken und verbinden lässt. Graeber und Wengrow zeigen, wie stark die indigene Perspektive das westliche Denken beeinflusst hat und wie wichtig ihre Rückgewinnung ist.

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Matriarchinnen / Matriarchs 2

Maria Haas: Bildband Matriarchinnen 2 – Gesellschaften mit matriarchalen Spuren

Stockerau: Gerin Druck GmbH, 2022
161 Seiten – 112 Abbildungen. Deutsch/English

Im eindrücklichen Bildband versammelt die Fotografin Maria Haas weitere Fotodokumentationen von matriarchalen Gesellschaften aus West Afrika, Costa Rica und Mexiko. In matriarchalen Gesellschaften sind Frauen das Oberhaupt der Familie. Sie haben die Verteilungsmacht über die in einer Familie erwirtschafteten Güter, die Kinder bekommen den Namen ihres Mutterclans und die Töchter erben grundsätzlich den gesamten Besitz.

Texte in Deutsch und Englisch von Maria Haas, Brigitte Krizsanits, Andrea Lindau und Christina Schlatter.

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oder bestellen über die Website der Autorin: www.mariahaas.at

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